Inspirations

Flechtkunst aus Künstlerhand

In den Händen von Sopheap Pich verwandeln sich Rattan und Bambus zu luftigen Strukturen mit stofflichen Texturen und dreidimensionalen Effekten. Grundlage dafür bildet eine antike Technik, die auf handwerklichem Können und der Liebe zu natürlichen Materialien beruht. Die Werke des kambodschanischen Künstlers gehören zu einem facettenreichen Spektrum von Kreationen, die sich mit dem Thema Weben beschäftigen und interessante Inspirationen für die Gestaltung von Oberflächen liefern, die wie Gewebe verarbeitet werden.
Glamora Diary Inspirations Interwoven Design Sopheap Pich
Seine Kompositionen sind durch sichtbare Verbindungsstellen und abstrakte Formen geprägt, die mit sehr feinen Verflechtungen erzielt werden. Sie bringen eine Formensprache zum Ausdruck, die mit der architektonischen Ausdruckskraft natürlicher Materialien verbunden ist, die wir auch aus anderen Breitengraden kennen, wie beispielsweise in den virtuosen Bambuskreationen des Japaners Shigeru Ban oder den Konstruktionen des Bolivianers Simon Velez.
Im Bereich des Designs inspirierten die verführerischen gewebten Texturen sowohl Unikate und in limitierter Auflage gefertigte Kunstwerke, die oft in Zusammenarbeit mit talentierten Kunsthandwerkern wie Fernando und Humberto Campana aus Brasilien und Esmé Hofman aus Holland entstanden, als auch industriell gefertigte Einrichtungselemente wie den aus indischem Schilfrohr gefertigten Sessel SuperElastica von Giuseppe Raboni und Marco Zanuso Jr.
Glamora Diary Inspirations Interwoven Design Sopheap Pich
Delta, 2007, rattan and wire, 341x478x70 cm. Courtesy of NTU Centre for Contemporary Art Singapore.
Heute befindet sich die Webtechnik am Scheideweg zwischen traditionellem Handwerk, digitalisierter Ausführung und 3D-Druck, aber selbst bei den gewagtesten Interpretationen behält sie die ihr eigenen ästhetischen Merkmale von Materialität und struktureller Strenge bei, die sie über die Zeit bewahrt hat. Es ist erstaunlich, dass für die im Ägyptischen Museum von Turin ausgestellten Fundstücke, bei denen es sich um Möbel aus einem Grab aus dem Jahre 1600 v. Chr. handelt, ebenso wabenförmig geflochtenes Stroh verwendet wurde, wie wir es auch bei den Thonet-Stühlen aus dem 19. Jahrhundert vorfinden.
Wall Structure No. 2, 2015, bamboo, rattan and wire, 252x192x21cm. Courtesy of Sopheap Pich Studio.
Wall Structure No. 2, 2015, bamboo, rattan and wire, 252x192x21cm. Courtesy of Sopheap Pich Studio.
Glamora Diary Inspirations Interwoven Design Sopheap Pich
Arboretum, 2015, bamboo, rattan and metal wire, 250x200x10cm. Courtesy of Sopheap Pich Studio
Die Kompositionen und Texturen einiger Themen in den Kollektionen von Glamora beziehen sich auf dieses vielschichtige Panorama aus künstlerischen Erfahrungen und virtuoser Zusammenarbeit von Designern und Handwerkern sowie auf historische Quellen. Tatami erinnert an die essenzielle und strenge Linienführung von Fusuma (vertikale Raumteilungselemente in traditionellen japanischen Häusern); Tangle nimmt hingegen geometrische Grundmuster unterschiedlicher Oberflächen auf, vom klassischen Wiener Stroh bis hin zu volleren Geflechten; Intreccio erinnert in seiner architektonischen Raumaufteilung an eine Boiserie, die Paneele aus geflochtenem Stroh enthält; Convivium hingegen prägt das Nebeneinander von Tafeln aus Naturmaterialien und Oberflächen in Marmoroptik.
Bei allen steht stets das Bestreben im Vordergrund, die Wände mit einem originellen Gebilde zu versehen, mit Themen und materiellen Anspielungen, die an andere Orte erinnern und eine fruchtbare Begegnung zwischen verschiedenen Kulturen und Traditionen darstellen.
Morning Glory, 2011, rattan and wire, 261x533x188cm. Courtesy of Tyler Rollins Fine Art.